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TV-Kritik/Review: Da Vinci's Demons
(15.04.2013)
Der Herzog von Mailand pinkelt nackt in den Nachttopf. Kurz nachdem er seinen Toy Boy aus dem Schlafgemach gescheucht hat, wird ihm mitten in einer Kirche ein Schwert in den Leib gerammt. Wir schreiben 1476, und
Starz, der Pay-TV-Sender, der auch
Die Rahmendaten stimmen immerhin: Zum Zeitpunkt des Todes von Mailands Herzog Sforza war da Vinci tatsächlich erst 24 und der Florenzer Machtpolitik-Vordenker Niccol? Macchiavelli (der in der Serie als Leonardos Assistent und Teenie-Sidekick Nicco auftritt) kaum den Windeln entwachsen. Florenz, das war im späten 15. Jahrhundert unter dem Geld-Regime der Medici tatsächlich so etwas wie das Zentrum der Welt, jener Ort, an dem die Renaissance aus dem Dunkel des Mittelalters emporwuchs - im Wettstreit mit Mailand und natürlich Rom, dem Sitz des Papstes. Deshalb dräut Unheil nach dem Attentat auf Sforza, hinter dem der Vatikan zu stecken scheint.
Zunächst aber verwendet die Serie viel Zeit darauf, den jungen da Vinci vorzustellen. Den spielt Tom Riley (aus der Brit-Arztserie
Jenes Licht, das Leonardo der Welt bringen will, blitzt im damaligen Florenz indes noch eher zaghaft auf. Lorenzo Medici (Elliot Cowan,
Zum politischen Großkonflikt zwischen Florenz und Rom kommt noch eine Privatobsession, die etwas Mithras-Kult-Mystery in den Plot trägt: In einem schummrigen Keller trifft da Vinci den Türken Al-Rahim (Alexander Siddig, "Syriana") zum gepflegten Plausch an der berauschenden Wasserpfeife. Al-Rahim ermuntert Leonardo zur Suche nach dem "Buch der Blätter", das angeblich die Rätsel des Universums aufzuklären helfe. Das ist der Startschuss für eine Rätsel-Dramaturgie, die die folgenden Episoden bestimmt: Lieferte der gehängte Jude aus der Startfolge einen Hinweis auf das Buch? Es gibt verschlossene Kisten, es gibt einen (oder mehrere?) Schlüssel, und Schurke Riario weiß mehr, als er sagt.
Bleiben die Dämonen des Serientitels - und da wirds psychologisch. Obwohl Leonardo, das Genie, der Prostituierten auf die Frage, was er denn fürchte, noch schelmisch antwortet, dass ihn einzig Unvollkommenheit ängstige, jagen ihn doch die Geister der Vergangenheit. Geboren als Bastard und Schäferjunge, wird der von seinem Vater brutal Zurückgewiesene regelmäßig von Alpträumen gepeinigt, die in seine Kindheit und zu einem traumatischen Erlebnis zurückführen, das - natürlich - mit seiner Mutter zu tun hat. Sie, die er früh verlor, ist das einzige Wesen in der Welt, das er zu zeichnen nicht in der Lage ist. Flashbacks zeigen: Hier wird in freudscher Enthüllungsdramaturgie sukzessive der finalen Aufdeckung entgegengearbeitet.
Schon in Folge drei, in der der Wahnsinn in einem Nonnenkloster ausbricht, birst der Plot aus allen Nähten: Hier läuft die Schnitzeljagd nach dem "Buch der Blätter", dort droht Florenz Krieg, es gibt einen Spion, die Fehde zwischen da Vinci und Riario und den psychischen Stress in Leos Kopf. Und: Ist der Türke echt oder bloß eine Opium-Vision?
Dazwischen gibts Erfindungsgimmicks, Gore und Leichenfledderei, zwei eher grob gepixelte Typen als Comic Relief (Eros Vlahos als Nicco und Gregg Chillin als bisexueller Lebemann Zoroaster), den bösen Papst (James Faulkner) und Lara Pulver (
Was auch immer von dieser Art selektivem Realismus zu halten ist: "Da Vincis Demons" schaukelt seine History-Schnurre in den ersten Folgen durchaus gelungen über die Sex-und-Crime-Bühne. Das Schauspiel des britischen Ensembles (gedreht wurde in Wales) tendiert bisweilen ins Käsige, unterhaltsam ist es aber immer. Sofern die Macher die diversen Plot-Stränge nicht allzu früh versanden lassen und ausreichend Überraschungen in petto haben, kann hier nicht allzu viel schiefgehen.
Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten drei Folgen von "Da Vinci's Demons".
© Alle Bilder: Starz
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