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TV-Kritik/Review: Fargo
(19.05.2014)
Schon wieder eine Fernsehserie, die auf einem Kinofilm basiert? Machen es die Sender jetzt Hollywood nach? Setzen sie, anstatt Originäres zu erfinden, bald nur noch auf bewährte Stoffe? Nun, ein neues
Anders als etwa
Zur Erinnerung: "Fargo" war - neben "The Big Lebowski" - der größte Neunziger-Jahre-Hit der Regie-Brüder Coen. Die beiden bekamen für ihr Drehbuch damals ebenso den 'Oscar' wie Frances McDormand als beste Hauptdarstellerin. McDormand spielte eine hochschwangere Polizistin mit sonnigem Gemüt, die einen makabren Entführungsfall im tief verschneiten Minnesota quasi im Alleingang aufklärte. Auch William H. Macy wurde durch "Fargo" bekannt: Er war der verschuldete, hypernervöse, von seiner Frau gegängelte Autohausleiter, der durch eine Erpressung eine Verkettung blutiger Umstände in Gang brachte, deren Handhabung er in keiner Weise gewachsen war.
In "Fargo", der Serie, ausführend produziert von den Coens selbst und entworfen vom Krimikomödien-Spezialisten Noah Hawley (
Zentrale Figur des Plots ist jedoch Lorne Malvo, ein Einzelgänger, von dem man eingangs noch nicht weiß, ob es sich bei ihm um einen Auftragskiller, einen
Die Handlung folgt angeblich - so wird es zu Beginn jeder Episode eingeblendet - wahren Geschehnissen aus dem Jahr 2006. Wenn dem aber wirklich so ist, ist man geneigt, das ländliche Minnesota in Zukunft weiträumig zu meiden. Der Plot spielt nicht in Fargo selbst, das an der Grenze zu North Dakota liegt, sondern 130 Meilen weiter nordöstlich in Bemidji. Dort rast Malvo eines Nachts in eine Herde Rehe, sein Auto crasht, und aus dem Kofferraum flüchtet ein nackter Mann - offenbar das Opfer von Malvos jüngstem "Auftrag" - in die eisige Weite. Überleben wird der das nicht. Im Wartesaal des örtlichen Krankenhauses trifft Malvo zufällig auf Nygaard, der sich bei einem Aufeinandertreffen mit seinem ehemaligen High-School-Peiniger Sam Hess vor Schreck selbst die Nase brach. "Ich hätte den Kerl umgebracht", raunt Malvo dem Hänfling verführerisch zu. "Soll ich es für dich tun?" Kurze Zeit später ist Hess ebenso tot wie Nygaards unzufriedene Frau sowie der örtliche Polizeichef Thurman, und die Gewaltspirale hat jede Menge Schwung aufgenommen.
Deputy Molly Solverson (tolle Newcomerin: Allison Tolman), die Thurman als Mentor verehrte, ermittelt in den diversen Todesfällen, verdächtigt bald Lester und widersetzt sich damit ihrem neuen Chef Bill Oswalt, den Bob Odenkirk (Saul aus "Breaking Bad") bewährt lustig als hemdsärmeligen Sesselfurzer gibt. Gegen Ende der Pilotfolge stößt dann noch Streifenpolizist Gus Grimly (Colin Hanks) zum Cast: Er schiebt Dienst im 150 Meilen östlich von Bemidji am Oberen See gelegenen Duluth, hat eine zwölfjährige Tochter (Joey King), mit der er meist über den Polizeifunk kommuniziert, und er hat ein denkwürdiges Highway-Erlebnis mit Malvo, der mit Lesters Wagen unterwegs ist. Damit wird Grimly zum Bindeglied zwischen Duluth und Bemidji bei den Ermittlungen und wohl - Episode drei deutet es an - fortan an Mollys Seite stehen. Vielleicht nicht nur beruflich.
Sowohl als schwarze Typenkomödie wie auch als blutiger Thriller funktioniert "Fargo" hervorragend. Die nur scheinbar naive Gutherzigkeit Mollys und Grimlys steht der Skrupellosigkeit Malvos antagonistisch entgegen, dazwischen befindet sich Lester, der als bedauernswerter Versager eingeführt wird, dann aber nach einer halben Stunde in seinem mit Kalendersprüchen zugeklebten Durchschnittshaus zum Mörder wird, ohne dass man als Zuschauer mit Verlässlichkeit wüsste, ob es sich bei ihm um einen Verbrecher aus Ungeschicklichkeit oder um einen verkappten Psychotiker handelt. Das hat eine wunderbar vielschichtige Dramaturgie widerstreitender Interessen zur Folge: Man fiebert bei den einfallsreichen Winkelzügen Malvos ebenso mit wie bei den Ermittlungen der Polizisten und bei den Versuchen Lesters, nicht als Mörder aufzufliegen. Derweil verselbständigen sich die Dinge, denn das organisierte Verbrechen schaltet sich ein. Finstere Killer reisen aus Fargo an, da sie hinter dem Mord an Hess ein gegnerisches Syndikat vermuten. Schon bald werden (falsche) Verdächtige im Eis versenkt - gemeinerweise zu Eden Ahbez' großer Hippie-Ballade "Full Moon".
Die Skurrilität des Kinofilms wird auch durch gut konzipierte Nebenfiguren herübergerettet: Oliver Platt etwa glänzt als Supermarktzampano, der erpresst wird und Malvo anheuert - wobei dieser bald die Seite wechselt und den Auftraggeber mit Psychopillen und Schweineblut irre macht. Nicht weniger Spaß machen
Eine lange Rückblende zu Beginn der dritten Episode deutet an, dass im Plot auch Sprünge im Raum-Zeit-Kontinuum möglich sind, weshalb abzuwarten bleibt, ob die Serie inhaltlich vielleicht doch direkt noch an den Film anknüpfen wird. Damals vergrub Steve Buscemi an einem gottverlassenen Zaun im Fargoer Umland einen Koffer mit einer Million Dollar - der dort heute noch zu finden sein müsste. In David Zellners Indie-Film "Kumiko, the Treasure Hunter" hat sich jüngst "Pacific Rim"-Star Rinko Kikuchi in schöner Verquickung diverser Filmrealitäten auf die Suche danach begeben - erfolglos natürlich. Aber wie schön wäre es, wenn Lorne Malvo davon erführe!
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten drei Episoden von "Fargo".
Gian-Philip Andreas
© Alle Bilder: FX
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