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TV-Kritik/Review: The Leftovers
(21.07.2014)
Die Erwartungshaltung gegenüber HBOs Dramaserie
Ob das tatsächlich der Fall sein wird, lässt sich nach drei Folgen naturgemäß noch nicht sagen. Was aber klar ist: Das Ansehen lohnt sich so oder so. Denn egal, wo und wie die Erzählung enden wird, der Weg dorthin ist schon einmal höchst faszinierend. Die Pilotfolge beginnt mit einem echten Schockeffekt: Von einem Moment auf den anderen verschwindet ein Baby auf einem Parkplatz aus dem Auto, buchstäblich vor den Augen der gestressten Mutter. Gleichzeitig scheint um sie herum die Welt zusammenzubrechen: Autos fahren führerlos ineinander, Kinder suchen verzweifelt auf der Straße nach ihren Elternteilen, überall tönen Sirenen, bleiben Notrufe unbeantwortet. Nach diesem effektiven Auftakt führt uns ein Zeitsprung von drei Jahren in die eigentliche Handlung: Wir erfahren - ganz beiläufig, durch im Hintergrund laufende Nachrichtensendungen -, dass an jenem verhängnisvollen Tag zwei Prozent der Menschheit einfach verschwunden sind - weltweit und ohne plausible Erklärung. Natürlich blieb das nicht ohne Folgen für die Gesellschaft: Während die meisten glauben, es handele sich um das Ereignis, dass die Bibel als "The Rapture" (im Deutschen: "die Entrückung") prophezeite, haben sich andere völlig vom christlichen Glauben abgewendet, sich in neu entstandene Sekten oder den Nihilismus geflüchtet. Wenn sich Millionen Menschen von einem Moment auf den anderen ohne erkennbare Ursache einfach in Luft auflösen können, welchen Sinn kann das Leben dann schon noch haben? Und selbst, wenn man an die biblische Erklärung glaubt: Wieso gehört man selbst dann nicht zu den Auserwählten, verurteilte Mörder und Kinderschänder aber schon?
Perrotta und Lindelof interessieren sich anscheinend weniger für das, was passiert ist, sondern vielmehr für dessen Auswirkungen auf die Zurückgebliebenen. Ein ganzes Ensemble unterschiedlichster Figuren begleiten sie bei ihren Versuchen, im Angesicht des in seinen Grundfesten erschütterten Weltbilds irgendwie weiterzumachen - sei es wie bisher oder radikal anders. Im Mittelpunkt der ersten beiden Episoden steht dabei die Familie Garvey, deren Mitglieder dazu höchst differente Ansätze gewählt haben: Während Sheriff Kevin Garvey (Justin Theroux) versucht, seine Restfamilie zusammenzuhalten und insbesondere seiner Teenagertochter Jill (Margaret Qualley) Normalität zu vermitteln, hat seine Gattin Laurie (Amy Brenneman) die Familie verlassen, um sich einer obskuren Sekte anzuschließen. Und Sohn Tom (Chris Zylka) lebt auf der Farm eines selbsternannten Gurus. Gleich in der Auftaktfolge kommt es zur gewaltsamen Konfrontation zwischen den Bürgern der Kleinstadt Mapleton, die ihren verschwundenen Angehörigen am Jahrestag der "Rapture" bei einem "Heldentag" gedenken wollen, und den radikal nihilistischen Anhängern der Sekte "The Guilty Remnant" ("Schuldiger Rest"). Die sind der Ansicht, das Leben sei sinnlos geworden und nur in konsequenter Einfachheit überhaupt noch möglich. Diese äußert sich in einem Schweigegelübde und dem Tragen ausschließlich weißer Kleidung (und seltsamerweise auch in Kettenrauchen). Während Kevin merkwürdige (visionäre?) Träume hat und seine Tochter dem ungezügelten Hedonismus frönt, macht ein mysteriöser Fremder Jagd auf Hunde - die seiner Meinung nach keine normalen Hunde mehr sind.
Das mag hier alles etwas wirr und wie aus dem Handbuch für Mysteryautoren klingen - ist aber ungemein packend umgesetzt. Neben dem hervorragenden Schauspielerensemble (insbesondereNach einer inhaltlich schwächeren zweiten Folge verschiebt sich in der dritten der Fokus komplett auf eine Figur, die vorher nur am Rande vorkam: den vereinsamten und spirituell verirrten Pfarrer Matt Jamison. Der Brite Christopher Eccleston spielt ihn mit solcher Bravour und Ambivalenz, dass man verstehen kann, dass ihm schon nach einer Staffel als
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten drei Episoden von "The Leftovers".
Marcus Kirzynowski
© Alle Bilder: HBO
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