St. Pauli - Die Große Freiheit

St. Pauli – das berühmteste Hafenviertel der Welt: Fluchtpunkt für Matrosen und Angestellte, Ventil für die Großstadt und ihren Hafen, Standort der Davidwache, Traumziel für Touristen, ein Glitzerding auf dem Ufer hoch über der Elbe, Arbeiter- und Amüsierviertel mit Theatern, Musicals, Varietés und Erotikshows für jeden Geschmack. Mit Huren auf breiter Front, mit Musiklokalen, Diskotheken, mit deutschen, albanischen, türkischen Kriminellen und Zuhältern, über Jahrhunderte ein Niemandsland zwischen Hamburg im Osten und dem dänischen Altona im Westen. Opfer der Politik und fremder Interessen, drangsaliert von Kriegen und von ständig wechselnden wirtschaftlichen Schüben, stets jedoch Sieger durch Überlebenswillen: „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ wird zur Nationalhymne der quirligen Vorstadt.
Dieser Film mit historischen und gegenwärtigen Aufnahmen, Interviews, Filmzitaten, Erinnerungen und Analysen, präsentiert St. Pauli zum ersten Mal im Zusammenhang von Geschichte und Gegenwart. „Als unerhörte Vorstellung mit hinreißenden Darbietungen und nie gesehenen Bildern“, beschreibt der Schauspieler und Sänger Urs Affolter
St. Pauli. In kleinen Szenen tritt er im „Schmidts Tivoli-Theater“ auf und erinnert an die Welt der Ausrufer und Animateure auf dem Spielbudenplatz des 19. Jahrhunderts.
Unter den Höhepunkten des Films auch der Zeichner Tomi Ungerer. 1985 hat er in der Herbertstraße gewohnt und im „Folterkeller“ seiner Freundin Ellen ein inzwischen legendäres Buch geschaffen: Die „Schutzengel der Hölle“ gehören zu seinen erotischen Meisterwerken. 1999 ist Ungerer für diesen Film noch einmal zurückgekehrt und vermittelt dem Zuschauer die dunklen Seiten der St. Pauli-Erotik.
St. Pauli, das ist die ewige „Dreigroschenoper“: Die Songtexte von Brecht und die Musik von Weill erhalten eine neue Dimension, wenn sie Urs Affolter mitten im Milieu interpretiert.
Auch wenn die Matrosen heute nicht mehr vom Meer, sondern aus Itzehoe kommen, die „St. Paulianer“ haben sich ihre „Große Freiheit“ bewahrt – St. Pauli ist für alle da!