Originalpremiere: 1980
12.03.1981
FSK 16
Martin Scorseses Drama erzählt vom Aufstieg des italienischen Underdogs Jake La Motta aus der Bronx, von seinem Triumph als Boxweltmeister und seinem beruflichen und persönlichen Niedergang. Der Spielfilm mit einem unvergleichlichen Robert De Niro in der Hauptrolle gilt als einer der besten Boxerfilme der Filmgeschichte. Jake La Motta, Sohn italienischer Immigranten, ist im Asphaltdschungel New Yorks aufgewachsen. Um seine Frau und sein kleines Kind zu ernähren, versucht er, mit Boxen Geld zu verdienen. Als Manager dient ihm sein Bruder Joey. Mit seiner enormen Schlagkraft macht er bald Karriere. Noch während des Zweiten Weltkriegs kämpft er drei Mal gegen den späteren mehrfachen Weltmeister "Sugar" Ray Robinson. La Motta trennt sich von seiner dauernd räsonierenden Frau und heiratet die attraktive Blondine Vicki, die er jedoch mit pathologischer Eifersucht verfolgt. Nach einer kurzzeitigen sportlichen Talfahrt nimmt er im Jahr 1949 dem Franzosen Marcel Cerdan den Weltmeistertitel im Mittelgewicht ab. Nur zwei Jahre später verliert er ihn jedoch wieder an seinen alten Gegner Robinson. Nun beginnt der unaufhaltsame Abstieg La Mottas. Vicki verlässt ihn. Seine Bar in Florida, in der er als Entertainer Zoten reißt, wird geschlossen, weil er Minderjährigen den Zutritt erlaubt. Er wird eingesperrt und rennt in der Zelle wie ein wilder Stier mit dem Kopf gegen die Wand. Nach seinem Gefängnisaufenthalt tingelt er wieder als Conférencier durch billige Varietés. Aber auch dabei scheitert er. La Motta befindet sich endgültig auf der Verliererstraße. Wie Howard Hawks einst "Scarface" (1932) über Al Capone und die Roaring Twenties drehte, so folgt Regisseur Martin Scorsese, selbst Nachfahre sizilianischer Einwanderer, der Autobiografie Jake La Mottas. Als Schwarz-Weiß-Film voller authentischer Atmosphäre und physischer Direktheit, lässt "Raging Bull" andere legendäre Boxerfilme mit seiner suggestiven Dynamik und Schnittfolge weit hinter sich. Er erzählt die schon klassische Geschichte vom Aufstieg und Fall im Traumland Amerika, bemüht dazu nicht unkritisch den Mythos vom sturen, letztlich einsamen Einzelgänger. Nur einmal, etwa in der Mitte des Films, werden die Bilder bunt: Idyllische Szenen aus dem Familienalbum, aus der Privatsphäre des aufsteigenden Boxers, werden vorgeführt - eine optische Metapher für eine andere Welt. "Wie ein wilder Stier" wurde 1981 mit jeweils einem Oscar für die beste männliche Hauptrolle (Robert De Niro) und für den besten Schnitt (Thelma Schoonmaker) ausgezeichnet. Martin Scorsese selbst erhielt eine Oscar-Nominierung für den besten Schnitt.
(3sat)
"Manchmal nachts, wenn ich zurückdenke, sehe ich mich selbst in einem Schwarzweissfilm. Warum er schwarzweiss ist, weiss ich nicht. Es ist kein guter Film - ein Film voller Sprünge, lückenhaft, eine Reihe schlecht ausgeleuchteter Sequenzen." So schreibt Jake La Motta in seinen Memoiren. Mit "Raging Bull" hat Martin Scorsese das Leben des Boxers, der 1949 gegen Marcel Cedran Weltmeister wurde und 1951 seinen Titel an "Sugar" Ray Robinson verlor, bravourös auf Zelluloid gebrannt. Über weite Strecken ist der Film in Schwarzweiss gedreht; nur gerade in der Mitte wird er farbig. Hier beschwört "Raging Bull" im Stil gefilmter Albumblätter und in den ausgelaugten Farben eines 8mm-Amateurfilms Szenen aus der falschen Familienidylle der Boxerkarriere. Trotz diesen formalen Brüchen und seinen bewusst gesetzten Sprüngen und Lücken gewinnt der Film rabiate Kraft. Die Figur des ehemaligen Champions, der an der Seite einer Stripperin zum Alkoholiker, zum Fettkloss und Nachtklubclown verkommt, wird von Robert De Niro verkörpert. Für sein chamäleonmässiges Nachleben von La Mottas Aufstieg und Fall (De Niro lernte boxen und frass sich einen gewaltigen Wanst an) wurde der Hauptdarsteller zum zweiten Mal mit dem Oscar belohnt.
(ServusTV)
Cast & Crew
- Regie: Martin Scorsese
- Drehbuch: Paul Schrader, Mardik Martin
- Produktion: James D. Brubaker, Chartoff-Winkler Productions, Robert Chartoff, Irwin Winkler, Hal W. Polaire
- Produktionsfirma: United Artists
- Musik: Pietro Mascagni
- Kamera: Michael Chapman
- Schnitt: Thelma Schoonmaker
- Maske: Mike Maggi, Greg Nelson
- Kostüme: John Boxer, Richard Bruno
- Regieassistenz: Elie Cohn, Jerry Grandey, Joan Van Horn, Allan Wertheim, Robert Barth, Charles Scorsese
- Ton: Frank E. Warner
- PF_PR_DESIGN: Gene Rudolf
- PF_SET_DEC: Phil Abramson, Frederic C. Weiler