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TV-Kritik/Review: "Dr. Death": Crime-Drama nach wahren Begebenheiten garantiert Gänsehaut
(19.08.2021/ursprünglich erschienen am 30.07.2021)
Primum non nocere, secundum cavere, tertium sanare
: Erstens nicht schaden, zweitens vorsichtig sein, drittens heilen
- diese Gebote aus dem wegweisenden Arztgelöbnis des antiken Mediziners Hippokrates von Kos gehören noch heute zu den Grundsätzen der ärztlichen Ethik. Dass das Wohlergehen des Patienten immer im Vordergrund stehen sollte, ist eigentlich selbstverständlich. Die unglaubliche Geschichte des zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilten Neurochirurgen Dr. Christopher Duntsch handelt allerdings von einem Teufel in Weiß, dessen Ego und Geltungssucht das Leben mehrerer Menschen zerstörten. Basierend auf dem Podcast "Dr. Death", startete Mitte Juli 2021 beim US-amerikanischen Streaming-Dienst Peacock eine gleichnamige, acht Folgen umfassende Miniserie, in der Showrunner Patrick Macmanus (
Wer sich mit Beschwerden in ärztliche Hände begibt, muss darauf vertrauen können, bestmöglich beraten und behandelt zu werden. Die menschliche Gesundheit ist ein hohes Gut und darf als solches nie zum Spielball persönlicher Ambitionen avancieren. Genau dies geschah jedoch im Fall des chronischen Ehrgeizlings Christopher Duntsch, dem Joshua Jackson (
Nach dem ungemütlichen Einstieg dreht
Die Miniserie geht in der ersten Folge gleich in medias res und zieht aus dem beunruhigenden Verdacht eine thrillerhafte Spannung. Allzu viel Platz für charakterliche Ausdifferenzierungen gibt es erst einmal nicht, auch wenn die narzisstische Ader der ins Zwielicht geratenden Hauptfigur schon früh aufblitzt. Beispielsweise während eines Vorgesprächs mit einer Frau namens Rose Keller (Marceline Hugot,
Dass der selbsternannte Prophet der Neurochirurgie keineswegs unfehlbar ist, sondern vielmehr eine seltsame Nachlässigkeit an den Tag legt, wird ebenfalls schon sehr früh deutlich. Eine an der Decke hängende Discokugel in seinem Büro ist zerbrochen. An seinem lädierten Wagen funktioniert nur ein Vorderlicht. Und sein OP-Hemd, das er offenbar nur selten wechselt, was Baker mit Erstaunen registriert, hat ein Loch. Professionalität sieht definitiv anders aus. In seiner grenzenlosen Selbstbesoffenheit sind dies für Duntsch jedoch bloß Lappalien, die nicht an seiner Genialität rütteln können.
Das Gefühl, dass mit dem Protagonisten etwas nicht stimmt, dass sein Leben ein gefährlicher Drahtseilakt ist, verfestigt sich bereits in der zweiten Episode, die das Konzept der Zeitsprünge aus dem ersten Kapitel fortführt. In den Blick nehmen die Macher nun das College-Leben des späteren Arztes, der in jungen Jahren von einer erfolgreichen Karriere als Footballspieler träumt. Auch auf diesem Feld glaubt er, zu Höherem berufen zu sein, nur hart genug trainieren zu müssen, um die Spitze zu erreichen. Dass es ihm in Wahrheit massiv an Talent fehlt, mag sich Duntsch zunächst nicht eingestehen.
Neben den Flashbacks, die die Persönlichkeit des Neurochirurgen ausmalen, wird das Vorgehen von Henderson und Kirby weiter beleuchtet. Das ungleiche Gespann, bei dem Alec Baldwin souverän den ruhigen, strategisch denkenden Part ausfüllt und Christian Slater die Rolle des ungestümen Temperamentbolzens für einige herrlich exzentrische Einlagen nutzt, will dem patientenschädigenden Kollegen das Handwerk legen, kämpft dabei aber permanent gegen Windmühlen an. Dass Duntsch lange unbehelligt sein Unwesen treiben kann, so zeigt es die Serie ab Folge vier, liegt nicht zuletzt an einem von Reputation und Gewinnen besessenen System. Die vorzeigbaren Referenzen des jungen Mediziners, seine großen Ideen zur Stammzellenforschung und sein selbstsicheres Auftreten imponieren vielen potenziellen Arbeitgebern, weshalb es ihm leicht fällt, Stellen zu wechseln, sobald es irgendwo brenzlig zu werden droht.
Duntschs krankhaftes Streben nach Ansehen, nach Geld und sein sich während der Arztausbildung steigernder Drogengenuss wecken Erinnerungen an den real existierenden Aktienhändler Jordan Belfort, dessen Ausschweifungen Martin Scorsese in der Börsensatire
Formale Verrenkungen sind angesichts der erschütternden Geschichte und Jacksons den Größenwahn treffend einfangender Performance jedoch gar nicht erforderlich. Dass der Wechsel der Zeitebenen manchmal etwas beliebig wirkt, lässt sich recht gut verschmerzen, da die Zuschaueraufmerksamkeit immer wieder mit hochintensiven Szenen gebunden wird. In Erinnerung bleibt etwa ein Streit zwischen Duntsch und seiner vorübergehenden Lebensgefährtin Wendy Young (Molly Griggs,
Der Text basiert auf der Sichtung der ersten vier von insgesamt acht Folgen der Miniserie "Dr. Death".
Die Miniserie "Dr. Death" wurde am 15. Juli 2021 auf dem US-amerikanischen Streaming-Dienst Peacock veröffentlicht. In Deutschland liegt die komplette achtteilige Staffel ab dem 19. August 2021 bei TVNOW bereit.
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