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TV-Kritik/Review: "Schatten der Mörder - Shadowplay": Serienkiller-Thriller mit Taylor Kitsch und Nina Hoss und zu viel Plattitüden
(29.10.2020)
Filme und Serien über Kriegszeiten gibt's jede Menge, über den Kalten Krieg ebenso und über die Zwischenkriegszeit ohnehin -
Insofern war es keine schlechte Idee, was sich der schwedische
In dieses Berlin also reist zu Beginn der US-amerikanische Cop Max McLaughlin, mit Lederjacke, Hosenträgern, Fluppe und wohlgestylt unrasiertem Out-of-Bed-Look gespielt vom kanadischen Star Taylor Kitsch (
In Schöneberg, Teil des US-amerikanischen Sektors, trifft er sogleich auf die patente Hauptkommissarin und studierte Semiologin Elsie Garten (Nina Hoss), deren Einheit vorwiegend aus Frauen (darunter Lena Dörrie aus Vogelscheuchen
wird die Truppe genannt.
Kaum ist McLaughlin in Berlin angekommen, wo an jeder Ecke kopftuchtragende Trümmerfrauen ihr Werk tun (vor "Berlin baut auf"-Transparenten), wo frisch geputzte Fliegerbomben herumliegen und Einschusslöcher pittoreskes Gegenlicht gewähren lassen, wo Taxifahrer die unmoralischsten Verlockungen anpreisen (Für ne Büchse Bohnen kriegst du ne polnische Jungfrau!
), geht's auch schon rund: Erst marodieren Russen durch die aufgrund der zerstörten Infrastruktur als "Verbrechenshauptstadt der Welt" geltende Stadt. Der garstig schnarrende General aus dem sowjetischen Sektor warnt Max mit abschätzigem Blick: Der Krieg ist nicht vorbei, nur in eine neue Phase getreten!
Dann gerät Max an den sarkastischen US-amerikanischen Vizekonsul Tom Franklin (mit Schnurrbärtchen und Bulldogge:
Bald schon gibt es in Gestalt grausam erschlagener GIs die nächsten Opfer zu beklagen: Wie die Zuschauer weit vor Max und Elsie erfahren, steckt Verbrecherkönig Gladow (Sebastian Koch,
Schließlich taucht noch Max' älterer Bruder Moritz (Logan Marshall-Green aus
Wie bitte: Max und Moritz? Ja, tatsächlich. Mårlind bezieht sich explizit auf Wilhelm Buschs berühmte Bildergeschichte von 1865, lässt die Zeichnungen sogar mysterylastig durch den Vorspann wabern. Angeblich war die Mutter der Brüder McLaughlin Fan dieser berühmten "Bubengeschichte", nun nimmt sich Moritz die sieben fiesen Streiche der frühen Comic-Helden als Vorbild für seine blutigen Racheaktionen: Schon in der ersten Doppelfolge baumelt eine Nazi-Familie am Holzbalken wie die vier bedauernswerten Hühner der Witwe Bolte im Apfelbaum.
Dieses war der erste Streich, und der zweite folgt sogleich
: Der bekannte Busch'sche Reim als Überleitung von Sequenz zu Sequenz passt natürlich ideal zum seriellen Erzählprinzip eines Mehrteilers, und die Idee, Thrillermotive à la David Finchers Odd Couple
, deren Gefrotzel für gute Buddy-Movie-Momente sorgen könnte: sie als hemdsärmelige Analystin mit unterschwelliger Angst vor der Rückkehr ihres möglicherweise kriegsversehrten Mannes (Benjamin Sadler spielt ihn, kommt aber eingangs noch nicht vor), er als Film-Noir-Ermittler, der in New York seinen zehnjährigen Sohn zurückließ. Von den zwei Beziehungen zu Frauen, die Max eingeht, der kumpeligen zur Kollegin Elsie und der erotisch aufgeladenen zu Claire, ist erstere eindeutig interessanter. Spannend gestalten sich auch die eingestreuten kurzen Szenen, in denen die Protagonisten zu sehen sind, wie sie solo direkt in die Kamera sprechen und Auskunft geben: An wen richtet sich ihre Rede? Aus welcher Situation heraus ist das gesprochen?
Leider sind das fast die einzigen formal herausstechenden Momente in Gebt mir vier Jahre Zeit und ihr werdet Deutschland nicht wiedererkennen
ins Bild gerückt; und während die Amis allenfalls Spleens zu Markte tragen (wie Franklin), werden die Russen und ihre Stasi-artigen Zuträger wie Klischeefiguren aus Kalter-Kriegs-Kolportagen gezeichnet - original mit Stalin-Plakat an der Wand, Samowar auf dem Schreibtisch und Wodkaflasche zum nächtlichen Intrigengespräch.
Diese Plakativität berührt auch ein weiteres Problem, über das immer noch viel zu wenig gesprochen wird: die aus Sendersicht stets als alternativlos eingestufte Synchronisation solcher internationaler Co-Produktionen und die dabei zutage tretende Inkonsequenz. So toll die von gleich sechs Castern zusammengestellte Besetzung einzeln gesehen auch ist (aus Deutschland sind auch Martin Wuttke und Lena Urzendowsky mit prägnanten Kurzauftritten dabei), so wenig passt sie insgesamt zusammen. Nina Hoss, Mala Emde und Anne Ratte-Polle wurden, obgleich keine Berlinerinnen, dazu verdonnert, hemmungslos zu berlinern, was mal mehr, mal weniger überzeugt. Taylor Kitsch, Michael C. Hall und Logan Marshall-Green werden dagegen von markigen Sprechern in akzentfreiem Deutsch synchronisiert. Sie sprechen ausschließlich Deutsch, selbst wenn die Amerikaner miteinander sprechen. Zwar soll wohl Max' deutschstämmige Mutter beglaubigen, dass er Deutsch sprechen und verstehen kann, allerdings redet er nicht wie ein Ami in Berlin, sondern wie ein professioneller deutscher Sprecher. Die Russen wiederum sprechen allesamt mit Akzent und obendrein, wenn sie unter sich sind, Russisch (mit Untertiteln). Warum dieses willkürlich scheinende Vorgehen? Klarer Fall: An den Russen darf das "Fremde" sprachlich markiert werden, während die amerikanischen Figuren in der gleichen Sprache sprechen sollen wie ihre deutschen Kollegen (und, wichtiger, wie das zuhörende ZDF-Publikum). Im Streaming-Zeitalter international fluktuierender Serien verschiedener Sprachherkünfte wirkt all das nicht nur aus der Zeit gefallen, es zerstört auch inhaltlich jede Menge, weil es die Multilingualität und Vielstimmigkeit der besetzten Stadt Berlin wegbügelt: Wenn der US-Amerikaner Max etwa auf die Britin Claire trifft und es im Dialog um die Unterschiede dieser Herkünfte gerade im Verhältnis zu den Deutschen geht, beide Figuren aber dasselbe tadellose Synchronsprecherdeutsch sprechen, wird die Szene ad absurdum geführt. Hinzu kommt die auf Distanz haltende, artifizielle Tonspur, weil für dieses Vorgehen weite Teile nachsynchronisiert werden mussten - fast erschrickt man, wenn plötzlich eine Szene auftaucht, in der Sebastian Koch und Mala Emde im Originalton zu hören sind. Sofort ist zu merken, um wie viel lebendiger, intensiver das rüberkommt im Vergleich zu den vielen Szenen, in denen Taylor Kitsch mit der deutschen Stimme eines mannhaften Hardboiled-Gangsterjägers durch die Ruinen schleicht.
Gewiss, diese Kritikpunkte mögen sich erübrigen, sollte die Originalfassung mal auf Heimmedien greifbar sein - für die Ausstrahlungsform aber sind sie gültig.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten Doppelfolge von "Schatten der Mörder - Shadowplay".
Das ZDF zeigt "Schatten der Mörder - Shadowplay" vom 30. Oktober bis 2. November täglich (die ersten beiden Doppelfolgen je ab 20.15 Uhr, die letzten beiden ab 22.15 Uhr). Ab 30. Oktober sind alle Folgen in der ZDFmediathek abrufbar.
Über den Autor
Leserkommentare
Blue7 schrieb am 29.10.2020, 17.35 Uhr:
Nicht vergessen. In der ZDFmediathek ist die Serie im Gegensatz zur TV Version ungeschnitten mit allen 8 Folgen zu sehen.Svenja T. schrieb am 31.10.2020, 19.39 Uhr:
Ebenfalls nicht zu vergessen sei, daß es dort auch die Originale gibt, lies, alle Folgen in Englisch.chrisquito schrieb via tvforen.de am 29.10.2020, 14.19 Uhr:
Nina Hoss ist ja irgendwie auf diese Nachkriegsrollen abonniert
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