Registrierung zur E-Mail-Benachrichtigung
Anmeldung zur kostenlosen Serienstart-Benachrichtigung für
- E-Mail-Adresse
- Für eine vollständige und rechtzeitige Benachrichtigung übernehmen wir keine Garantie.
- Fragen & Antworten
TV-Kritik/Review: "The Wilds": Überlebenskampf als Katharsis im "Lost"-Inselszenario
(10.12.2020)
Eine Gruppe jugendlicher Mädchen ist in Hunderte andere
seien ebenfalls auf dem Weg zum Dawn of Eve
-Selbsterfahrungstrip, sagt ihnen die künstlich-aufgesetzt daherkommende Gretchen Klein (Rachel Griffiths) von der Organisation per Video im Flieger. Doch ausgerechnet dieses Flugzeug stürzt ab und die neun Teenagerinnen stranden auf einer einsamen Insel mitten im Pazifischen Ozean. Dort heißt es, ums Überleben zu kämpfen und Überblick über die Lage zu gewinnen - doch die eigentlichen Probleme der jungen Frauen haben bereits in ihrem vorherigen Leben in den USA ihren Ursprung. Durch Rückblicke wird die Geschichte des Unglücks erzählt, indem in jeder Folge eine andere Protagonistin von zwei Ermittlern des FBI befragt wird. Was die Zuschauenden noch eher bemerken als die Hauptfiguren, ist jedoch, dass die Mädchen schon auf der Insel beobachtet werden.
Die erste Folge der Amazon-Serie wirft das Publikum direkt hinein ins Geschehen: Erinnerungsfetzen bebildern die Gefühlswelt der ersten Interviewten, Leah (Sarah Pidgeon). Die 17-Jährige findet poetische Worte für das Leben der jungen Menschen in Nordamerika. In einer gelungenen Exposition ihrer Schicksalsgenossinnen erzählt sie von der erwachsenen Verantwortung, die viel zu früh auf ihrer aller Schultern gelegt wurde, und von der Suche nach Liebe, die sie im Grunde alle vereine. Wir sollten goldene Götter sein, und das 24/7
, kommentiert sie die Last der hohen Ansprüche, und nennt den Alltag als Teenagerin in den United States eine Hölle auf Erden. Eine Perspektive, mit der frau sich durchaus auch in Deutschland identifizieren kann.
Trotz dieser gemeinsamen Lebenserfahrung könnten diese Mädchen grundverschiedener nicht sein - es drängt sich gar der Eindruck auf, die Charaktere seien zu sehr nach polarisierenden Eigenschaften ausgewählt worden. Viele der dargestellten Charaktereigenschaften sind jedoch auch offensichtliche Schutzmechanismen, die die Mädchen gegen die grausame Welt der Pubertät aufgebaut haben. Und es ist bereits zu ahnen, dass die gemeinsame Krisenerfahrung sie einander näherrücken lassen wird: Ihre Schutzmechanismen müssen im Survivalmodus früher oder später fallen.
Leah, die äußerlich graumäuslich wirkende Leseratte, lebt angetrieben von Liebeskummer. Die Affäre mit einem Schriftsteller ging in die Brüche, da sie über ihr wahres Alter log und für ihr erstes Mal angab, 18 zu sein - ein US-amerikanisches Problem. Fatin (Sophia Ali) hingegen ist ein beliebtes girly girl
mit Sprüchen auf den zierlichen Shirts und hinreichend Erfahrung im Bett. Basketballerin Toni (Erana James) ist männlich-tough und erzählt, auch schon mal mit ihrem eigenen Urin eine Rivalin beworfen zu haben.
Die offenherzige Martha (Jenna Clause), deren menschliches Grundvertrauen man als Naivität deuten könnte, freundet sich schnell mit der Blondine Shelby (Mia Healey) an, welche ständig das Ruder an sich reißen muss. Letztere kennt sich scheinbar mit allem aus, nimmt an Schönheitswettbewerben teil und lässt sich von ihrem Glauben tragen - doch sie versteckt ein Geheimnis vor den anderen Mädchen.
Überhaupt nicht grün sind sich die Zwillingsschwestern Nora (Helena Howard) und Rachel (Reign Edwards) - die eine hochintelligent mit autistischen Zügen, die andere eine verbissene Leistungssportlerin, deren ganzes Leben aus Turmspringen besteht. Die letzten beiden im Überlebensbunde sind die ganz unmädchenhafte Dot (Shannon Berry), die von Fatin gleich eine Menge Lesbenwitze hören muss (Ablenkung von sich selbst?) und die quirlige, kindliche Jeanette (Chi Nguyen).
Besonders deutlich werden die Unterschiede in den Handlungen, in die sich die Mädchen flüchten, während sie sich wahrhaftig im freien Fall befinden: Weinen, Nähe suchen, nach ewigem Verzicht Kuchen in sich hineinstopfen, Beten - oder den Liebesbrief des Verflossenen erneut lesen. Der Kuchen findet bei einigen der Mädchen seinen Weg zurück ans Licht, nachdem sie sich aus den schwimmenden Wrackteilen an den Strand gerettet haben. Zwei von ihnen sind verwundet, und man wundert sich doch, dass anscheinend alle überlebt haben und nach und nach alle wieder auftauchen.
Erste Verwunderung entsteht unter den Mädchen, als sie feststellen, dass jede von ihnen Wiederbelebung beherrscht. Als eine weitere Seltsamkeit erscheint das Smartphone, das Jeanette vor den anderen versteckt hielt und das mitten in der Nacht verräterisch klingelt. Doch niemand der engsten Kontakte, die die Gestrandeten anwählen, geht ans Telefon - und dann sind die Akkus auch schon alle. Als hätten sich die Eltern der Mädchen abgesprochen...
Wie in Alles mit Zucker ist gesunken
, erklärt die nerdig-schlaue Nora. Natürlich hat es auch das Buch des geliebten Schriftstellers geschafft, sowie der gesamte Koffer der reichen Fatin.
Wie bedeutend die gewohnten Elemente der Realität wirklich sind, wird klar, als Fatin sich wie eine Verdurstende endlich wieder selbst im Spiegel ansehen kann - oder als Dot kulturelle Artefakte in Form eines Feuerzeuges und eines Handys im Sand begräbt. Sie sind nutzlos geworden. Tatsächlich werden sofort Freundschaften geschlossen, man nimmt einander auf einmal viel deutlicher wahr, schwelende Uneinigkeiten werden zur Krise. Auf etwas ungeschickte Weise hypen mehrere Figuren der Serie die Sängerin Pink. Als dann die Jugendlichen den Song "Raise Your Glass" singen, ist das doch irgendwie nicht nur gruselig fehl am Platz, sondern auch berührend traurig.
Am Strand wird von den Mädels eine angeschwemmte Reisetasche gefunden, deren medizinischer Inhalt sich als sehr praktisch erweist. Und als Zuschauerin kommt man nicht umhin, abgesehen von
Beim später spielenden Verhör wirken die Mädchen äußerlich und auch innerlich kaputt - aber die einzelnen porträtierenden Folgen zeigen, dass dies eindeutig nicht nur den traumatischen Erlebnissen auf der Insel geschuldet ist. Die Hoffnungen, die infolge der Einsamkeit und der Extremsituation langsam sterben, waren schon zuvor nur ein wackeliges Konstrukt. Und so ist die Frage der Sportlerin Rachel, deren Minderwertigkeitskomplex sie in die Essstörung getrieben hat, eine entscheidende: Wollt ihr nicht in euer Leben zurückkehren?
Sehr wahrscheinlich nicht in das alte, wie es einmal war. Auch die Serie wirkt manchmal konstruiert - doch es ist ein funktionierendes Konstrukt. Man bleibt gespannt auf den Weg, den die Charaktere in ihrer Entwicklung weitergehen.
Dieser Text beruht auf der Sichtung der ersten beiden Episoden von "The Wilds".
Alle zehn Folgen "The Wilds" stehen ab dem 11. Dezember 2020 bei Prime Video zum Abruf bereit.
Über die Autorin
Leserkommentare
Meistgelesen
- "9-1-1 Notruf L.A.": Nächste Staffel feiert bald Deutschlandpremiere
- "Grey's Anatomy" und "Seattle Firefighters" mit Terminen für neue Folgen im Streaming und Free-TV
- "Big Brother" im Low-Budget-Modus: Verschenktes Potenzial in der Streamingnische
- Ehepaar-Duell bei "Schlag den Star": Carpendales gegen Bushido und Anna-Maria
- Bestätigt: "Criminal Minds" ermittelt auch in einer 18. Staffel weiter
Neueste Meldungen
- "Schlagerbooom Open Air": Diese Gäste begrüßt Florian Silbereisen am 8. Juni 2024 in der Stadionshow in Österreich
- Update "Bel-Air": Starttermin und Trailer für dritte Staffel verkündet
- Neuer Mann an Kim Fishers Seite: Joachim Llambi wird "Riverboat"-Moderator
- "Watson": Zwei Neuzugänge schließen sich neuer Sherlock-Variante an
Specials
- "Big Brother" im Low-Budget-Modus: Verschenktes Potenzial in der Streamingnische
- "The Acolyte": Hochunterhaltsamer Remix beliebter "Star Wars"- Elemente
- "Schleudergang": Zwischen Retro-Nostalgie und moderner Tristesse
- Die 6 wichtigsten Serien im Juni
- Serien unserer Kindheit: "Neues aus Uhlenbusch"
- "Monarch: Legacy of Monsters": Wieso die MonsterVerse-Serie nur mäßig überzeugt
- "Carol & The End of the World": Animierte Netflix-Miniserie erzählt auf schräge Weise vom Warten auf unvermeidbare Apokalypse
Neue Trailer
- [UPDATE] "Bel-Air": Starttermin und Trailer für dritte Staffel verkündet
- [UPDATE] "Exploding Kittens": Erster Trailer und Starttermin zur Serienadaption des Spieleerfolgs
- "A Good Girl's Guide to Murder": Termin und Trailer für britische Serie mit "Wednesday"-Star Emma Myers
- "Tell Me Everything": Trailer für zweite Staffel der ZDFneo-Ko-Produktion
- [UPDATE] "Die wilden Neunziger!": Netflix mit ausführlichem Trailer für Staffel 2
Die Vorschau - Unser neuer Podcast
Newsletter
DVD-Tipps
- LostStaffel 4 (6 DVDs)EUR 42,99