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Zum Abschied von "Domian" - WDR-Nighttalk lief zum letzten Mal
(16.12.2016, 01.30 Uhr)
Bereits im Frühjahr 2015 gab Nighttalker Jürgen Domian bekannt, nach 21 Jahren auf eigenen Wunsch mit seiner nächtlichen Live-Sendung aufhören zu wollen. Am Freitag, den 16. Dezember, war es so weit: Die letzte Ausgabe von
Jürgen Domians nächtliche Sendung ist eines der letzten Überbleibsel eines anderen TV-Zeitalters. 1995 lief die erste Ausgabe des Formats, das stets montags bis freitags zwischen 1 und 2 Uhr im WDR Fernsehen und im Radio bei 1LIVE ausgestrahlt wurde. Nach
Alles begann im Jahr 1993, als Jürgen Domian beim Radiosender WDR 1, dem Vorgänger von 1LIVE, immer freitagnachmittags um 15 Uhr ein Jugendformat namens "Die heiße Nummer" erhielt. Schon damals wurde das Konzept nach dem Vorbild amerikanischer Talkradiosendungen nach Deutschland importiert: Domian sprach mit Anrufern live über alle erdenklichen Themen. Im Zuge der Umwandlung des Radiosenders zu 1LIVE wurde aus der "heißen Nummer" die Sendung "Domian", die ab dem 2. April 1995 nun immer nachts um 1 Uhr und fünf Mal die Woche lief - zusätzlich zur Radiosendung jetzt auch alternativ mit Bild im WDR Fernsehen.
Im Verlauf der Jahre hat sich die Sendung spürbar gewandelt. In den 1990ern gab es vermehrt Anrufer, die von ihren sexuellen Neigungen und Fetischen berichteten. Einige davon, wie etwa Windelfetischismus oder Objektsexualität, wurden bei "Domian" zum ersten Mal in der Öffentlichkeit angesprochen und führten damals noch zu skandalträchtigen Schlagzeilen.
Der wohl bekannteste Anruf ist allerdings der berüchtigte "Hackfleisch"-Mann, der sich aus sexuellem Interesse eine Frau aus Hackfleisch baute. Bis heute wird Domian noch regelmäßig auf diesen Anrufer angesprochen, obwohl das Gespräch aus dem ersten Sendejahr stammt.
Zwar gab es auch in den letzten Jahren hin und wieder derlei Anrufer, doch sie sind stark in den Hintergrund gerückt. Domian erklärt dies schlichtweg damit, dass in Zeiten des Internets mittlerweile jeder alles sehen kann und man heutzutage kaum noch jemanden mit solchen Themen schocken kann. Es wäre auch falsch, "Domian" auf diese schrägen Anrufe zu reduzieren, wie es häufig von Leuten gemacht wird, die die Sendung nicht wirklich kennen.
Ging es in den ersten Jahren der Sendung überwiegend noch um vergleichsweise kleine Alltagsprobleme, wurde Domian spätestens seit der Jahrtausendwende immer mehr zum Seelenklempner und Kummerkasten. Verstärkt meldeten sich Anrufer mit schweren Schicksalsschlägen. Sie erzählten Domian von ihren Krankheiten, Trauerfällen und großer Einsamkeit. Besonders bewegend waren Anrufer, die kurz vor ihrem eigenen Tod wegen einer unheilbaren Krankheit anriefen - einfach um mit Domian zu sprechen, weil sie überhaupt keine Angehörigen oder Freunde hatten. Für besonders schwerwiegende Fälle war stets ein Psychologe im Hintergrund tätig, der sich verantwortungsbewusst im Anschluss an das Gespräch mit Domian bei dem Anrufer meldete, um ihn weiter zu betreuen oder hilfreiche Adressen an die Hand zu geben. Teilweise gingen die Gespräche auch Domian selbst - trotz jahrelanger Erfahrung - sehr nahe.
Das Themenspektrum von "Domian" war mannigfaltig - und so kam es durchaus vor, dass nach einem äußerst traurigen Fall der nächste Anrufer über das Dschungelcamp plaudern wollte. "Unsere Sendung ist so bunt wie das Leben. Da gibt es Trauriges, Schönes, Lustiges und Albernes - und alles geschieht gleichzeitig", erklärt Domian das Konzept der Sendung. Tatsächlich war "Domian" eine sehr einzigartige Melange, die tagtäglich um den schwierigen Spagat zwischen Unterhaltung und Verantwortung bemüht war. Denn die meisten Anrufer suchten einen ernstgemeinten Rat, gleichzeitig war "Domian" eine Fernsehsendung, die für die Zuschauer auch nicht langweilig sein sollte.
Neben den offenen Talknächten gab es pro Woche auch eine (früher zwei) Sendung mit einem festen Thema. Auch wechselten sich bewusst ernste Themen wie "Suizid" oder "Der größte Fehler meines Lebens" mit tendenziell amüsanten und unterhaltsamen Themen wie "Bettgeschichten" oder "Übersinnliche Phänomene" ab.
Jürgen Domian agierte nicht nur als Moderator, sondern übernahm oftmals die Funktion des "guten Freundes", der um Rat gebeten wird. Dabei kannte er keine Tabus und scheute auch nicht davor, seine private Meinung zum Ausdruck zu bringen. Teilweise ging es heiß her und der Ton verschärfte sich. Domians Menschenbild hat sich im Verlauf der Jahre verschlechtert. "Früher konnte ich mir nicht vorstellen, was Menschen imstande sind, anderen Menschen anzutun", betonte er immer wieder in Interviews. Domian sprach mit Nazis, Pädophilen und Schwerverbrechern, was ihm manchmal übel genommen wurde. "Wann hat man schon die Chance, so jemanden zu sprechen und kann versuchen, ihn im Gespräch dazu zu bewegen, einen anderen Weg einzuschlagen?", begründete der Moderator allerdings die Entscheidung, auch solche Menschen nicht von der Sendung auszuschließen. Er habe es sogar als gesellschaftliche Pflicht angesehen, mit ihnen zu reden. "Ich frage die Leute alles. Und die Leute können mich alles fragen", lautet die Zielvorgabe von Domian: "Nur so entsteht Vertrauen."
Domian hat in viele menschliche Abgründe geschaut, doch da er genauso viele mutige, selbstlose und gute Menschen kennenlernte, war dies für ihn Grund genug, die Sendung so lange weitermachen, ohne bitter oder zynisch zu werden. Im Jahr 2003 erhielt Domian für seine Sendung die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
Immer wieder gab es neben der regulären Sendung auch Ableger. 1996 wurde sechs Mal
In der Nacht vom 16. auf den 17. Dezember verabschiedete sich mit "Domian" ein gleichsam herausragendes wie einzigartiges TV- und Radioformat. Obwohl die Sendung größtenteils mit nur einer Kameraeinstellung auskam, hat sie jahrzehntelang zahlreiche schlaflose Zuschauer vor dem Fernseher vereint und eine starke Faszination ausgeübt - und das über sämtliche Alters- und Zielgruppen hinweg. Viele Fernsehsender setzen seit Jahren auf den Trend Reality-TV, doch das wirklich wahre Leben wurde bei "Domian" abgebildet - so ungeschönt und wahrhaftig, wie es sich kein TV-Redakteur ausdenken kann.
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