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Prosit, "Pippi Langstrumpf"
(31.10.2011)
Ihr rostrotes Haar hat sie zu zwei Zöpfen von eindrucksvoller Standhaftigkeit geflochten. Zwischen ihren strahlenden Augen und ihrem Mund, der bei jedem Lächeln die weißen, etwas zu großen Zähne freigibt, umzingelt ein Heer von Sommersprossen die freche Stupsnase. Die damals elfjährige Inger Nilsson verkörperte Astrid Lindgrens Romanheldin in der 21-teiligen Fernsehserie und den vier auf ihr basierenden Spielfilmen so eindrucksvoll, dass sie mit ihrer Rolle regelrecht verschmolz. Wer an Pippi Langstrumpf denkt, sieht unweigerlich die junge Inger Nilsson vor seinem inneren Auge. Ihre Ausgelassenheit und ihre Spielfreude erwecken zu keinem Moment den Eindruck, sie spiele nur ein Rolle und befolge nur Regie- und Drehbuchanweisungen. Mit ihrer Natürlichkeit und Spontaneität dominiert sie zweifelsohne das Geschehen und ist somit die ideale Besetzung für Lindgrens unangepasste Romanheldin. Für die Schauspielerin wurde der frühe Erfolg jedoch zum Fluch, da sie wie so viele Kinderstars zuvor und danach zu stark mit der von ihr eindrucksvoll verkörperten Rolle identifiziert wurde und vielversprechende Rollenangebote im Erwachsenenalter ausblieben. Wie viele ehemalige Stars und Pseudo-Prominente im Karrieretief nahm sie schließlich sogar am schwedischen Dschungelcamp teil. Der Mythos um "Pippi Langstrumpf" blieb davon selbstverständlich unbeschadet.
Bereits 30 Jahre vor ihrem ersten Auftritt im deutschen Fernsehen erfand Astrid Lindgren das stärkste Mädchen der Welt, um ihrer siebenjährigen Tochter Karin, die infolge einer Lungenentzündung das Bett hüten musste, die Zeit zu vertreiben. Als sie ihre Geschichten niederschrieb, um sie der mittlerweile Zehnjährigen zum Geburtstag zu schenken und auch mit dem Ziel, sie zu veröffentlichen, wurde das Kinderbuch zunächst abgelehnt. In überarbeiteter Form und nach dem Erfolg eines in der Zwischenzeit verlegten Buches wurden die Abenteuer von Pippi Langstrumpf dann doch publiziert und avancierten zu einem Bestseller. Lindgren wurde von konservativen Kritiker mit pädagogischem Anspruch angegriffen, andererseits jedoch sowohl von den Befürwortern einer antiautoritären Erziehung als auch von Feministinnen als Vordenkerin gewürdigt. Lindgren selbst hat zu Lebzeiten eine pädagogische oder gar gesellschaftspolitische Vereinnahmung ihrer wohl populärsten weiblichen Romanfigur abgelehnt. Sie betonte stets, dass sie Bücher für Kinder schreibe. Ihr soziales Engagement und ihr Einsatz für den Naturschutz belegen allerdings, dass sie nicht "nur" eine Jugendbuchautorin war, sondern es auch als Person des öffentlichen Lebens schaffte, Verantwortung für die realen Lebensumstände ihrer Leser zu übernehmen.
Da ihr eine erste Verfilmung aus dem Jahr 1949 missfiel, weil man unter Anderem eine Erwachsenen-Liebesgeschichte und Musiknummern eingebaut hatte, um nicht nur Kinder anzusprechen, fasste Astrid Lindgren den Entschluss, zu allen kommenden Adaptionen ihrer Werke selbst die Drehbücher zu verfassen, um dergleichen fortan entgegenzuwirken. Wie ihre Bücher, sollten sich auch deren Verfilmungen zuallererst an den Bedürfnissen der Kinder und jugendlichen Leser und Zuschauer orientieren. Dem schwedischen Regisseur Olle Hellbom gelang es schließlich, Lindgrens Romane nach ihren Vorstellungen, also vor allem kindgerecht und zugleich recht werksgetreu, zu verfilmen. Neben Pippi Langstrumpf, für deren TV- und Kinoauftritt er verantwortlich zeichnete, verhalf er auch den
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