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TV-Kritik/Review: "Harrys Law"
(02.07.2011)
Viel zu lang schon arbeitet Harriet Korn (Kathy Bates) als Anwältin für Patentrecht. Von ihrem unspektakulären Job ist sie nach 32 Jahren maßlos gelangweilt. Dummerweise ödet sie ihr Privatleben mit stumpfen, wechselnden Partnern genauso an. Als sie wieder mal mit Füßen auf dem Tisch im Großraumbüro sitzt und ganz unmotiviert Snacks futtert, wird es ihrem Chef zu bunt. Er kündigt ihr fristlos. Frisch entlassen steht Harriet auf der Straße, doch der Tag bringt noch eine weitere tragische Entwicklung in ihr Leben. Sie dient unfreiwillig als Polsterung für einen Selbstmordkandidaten, der gerade von einem Hochhaus springt und unsanft auf ihrem Kopf landet. Nach dem Aufprall erwacht sie in einem Krankenhaus.
Für Harriet Korn ist dieses Ereignis beinahe wortwörtlich der Sprung in ein neues Leben, für den Zuschauer der Auftakt einer neuen Anwaltsserie von David E. Kelley, dem Meister aller Anwaltsserien. Der ehemalige Jurist empfahl sich in den späten 80er Jahren als einer der wichtigsten Autoren von
Kathy Bates spielt Harriet Korn als sehr offenherzige Zynikerin, die von einer besseren Welt träumt - ohne Menschen. Ihr erster Besucher im Krankenhaus ist Malcolm Davies (Aml Ameen), der junge Mann, der ihr auf den Kopf gefallen ist. Etwas verschämt entschuldigt sich Malcolm bei Harriet und versucht, seinen Sturz vom Dach als Missgeschick darzustellen. Er habe lediglich eine neue urbane Trendsportart ausprobieren wollen. Als Harriet ihre Ansicht zu diesem Thema unmissverständlich darlegt, sucht Malcolm schnell wieder das Weite. Nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen wird, kommt es umgehend zu einem zweiten schicksalhaften Zusammenstoß. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite entdeckt Harriet ein kleines, leerstehendes Geschäftslokal, das zur Miete frei ist. "Vielleicht ist das der erste Tag vom Rest meines...", denkt sie noch, während sie unachtsam die Straße überquert und von einem Auto durch die Luft geschleudert wird. Angefahren wird sie ausgerechnet von Adam Branch (Nate Corddry), einem Anwalt für Patentrecht, den sie aus einem früheren Fall als arroganten Schnösel in Erinnerung hat. Auch diesen Crash übersteht Harriet ohne Kratzer: "Es macht medizinisch überhaupt keinen Sinn, aber es ist nichts gebrochen. Sie können gehen", gibt ihr der Arzt mit auf den Weg.
Harriet mietet den kleinen Laden in der Absicht, sich als Anwältin selbstständig zu machen. Sehr zur Freude ihrer Assistentin Jenna (Brittany Snow) hat der Vormieter stapelweise Kartons mit teuren Schuhen hinterlassen. Die herzensgute Blondine, die recht tussihaft rüberkommt, ist ganz in ihrem Element und gestaltet den Laden um in eine Kanzlei mit integriertem Schuh-Shop. Der erste Mandant lässt auch nicht lange auf sich warten: Es ist Malcolm, den wieder das schlechte Gewissen plagt. Er offenbart Harriet, warum er sich umbringen wollte. Wegen Kokainkonsums droht ihm eine Gefängnisstrafe, die es ihm unmöglich machen würde, ein College-Stipendium zu erhalten. Er bittet Harriet, ihn vor Gericht zu vertreten, was sie zunächst ablehnt, da sie jenseits des Patentrechts über keinerlei Erfahrung verfügt.
Zu Harriets Verblüffung steht auch Adam, ihr schnöseliger Ex-Kollege, schon bald im Laden. Er hat einen Karton mit seinen wichtigsten Arbeitsutensilien dabei, macht es sich an einem Schreibtisch gemütlich und stellt sich quasi selbst ein. Während Harriet ihm erläutert, dass sie auf seine Dienste gar keinen Wert legt, betritt eine zwielichtige Gestalt den Laden: Der Kleinkriminelle Damien Winslow (Johnny Ray Gill) stellt sich als "CEO von Winslow Security" vor und macht keinen Hehl daraus, dass er regelmäßige Schutzgelder von Harriet erpressen will. Sie kramt allerdings umgehend einen Revolver aus ihrer Handtasche, um zu verdeutlichen, dass sie nicht schutzbedürftig sei. Es kommt zu einer verbalen Auseinandersetzung, die Harriet schließlich pragmatisch lösen kann: Als Gegenleistung für den Schutz, den Damien ihr in dieser zugegeben recht unwirtlichen Gegend gewährleisten will, will sie ihn kostenlos vor Gericht verteidigen. Damien willigt ein und entpuppt sich schon bald als recht patenter Kleinganove, der es mit dem Schutz der meist mittellosen Anwohner durchaus ernst meint.
In Harriet reift der Entschluss, sich an das Gebiet des Strafrechts heranzuwagen. Die Verteidigung der vielen "kleinen Leute", die in ihrem Viertel wohnen, scheint ihr sinnvoller als das Patentrecht. So arbeitet sie an ihrem idealistisch motivierten Neustart, organisiert sich eine Berufshaftpflichtversicherung und stellt Malcolm, den sie in ihrem ersten Fall trickreich verteidigen kann, als studentische Aushilfskraft ein. Auch mit Adam rauft sie sich zusammen. Zwar versucht seine Ex-Frau, ihn wieder in seine frühere Kanzlei zurückzuholen, doch auch er entscheidet sich für eine neue Laufbahn in jenem kleinen Shop, für den Jenna ein neues Ladenschild bastelt: "Harriet's Law and Fine Shoes".
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